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Rechenzentrumsbranche boomt

GDA veröffentlicht neuen Data Center Impact Report

Die German Datacenter Association (GDA) überreichte gestern im Rahmen eines fachlichen Austauschs im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) den „Data Center Impact Report Deutschland 2024„. Die Studie beleuchtet den Status quo und den entscheidenden Einfluss deutscher Rechenzentren auf die digitale Transformation, die wirtschaftliche Entwicklung und die Nachhaltigkeitsbemühungen innerhalb Deutschlands.

„Seit 2010 hat sich die benötigte Rechenleistung aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung aller Lebens-, Wirtschafts- und Forschungsbereiche verzehnfacht, was die zentrale Rolle von Rechenzentren für die hochverfügbare Bereitstellung digitaler Dienste und die Wahrung der digitalen Souveränität Deutschlands unterstreicht. Vor dem Hintergrund des deutschen Energieeffizienzgesetzes und der damit verbundenen Effizienzanforderungen, wird die Notwendigkeit deutlich, durch Initiativen wie die Studie der GDA eine solide Datenbasis zu schaffen, um den Markt transparent zu machen und Potenziale realistisch einschätzen zu können“, verdeutlichte Anna Klaft, Vorstandvorsitzende der GDA.

In einer Zeit, in der der Bedarf an IT-Rechenleistung exponentiell ansteigt, beweisen sich Rechenzentren einmal mehr als unverzichtbare Stütze und digitale Hochleistungsinfrastruktur. Die Studie dokumentiert das dynamische Wachstum der Branche, getrieben durch eine überproportional steigende Nachfrage nach Cloud-Diensten, Big-Data-Analysen und KI-Technologien.

Rechenzentrumsbranche boomt
Die Ergebnisse der Studie zeichnen ein positives Bild des Rechenzentrumssektors in Deutschland. Trotz begrenzter Ressourcen und Herausforderungen, wie der beschränkten Verfügbarkeit von Strom und Flächen, regulatorischer Hürden, Bürokratie und Fachkräftemangel, verzeichnet der Markt ein signifikantes Wachstum. Prognosen zufolge wird sich die Kapazität des Colocation-Rechenzentrumsmarkts bis Ende 2029 von aktuell 1,3 GW auf über 3,3 GW mehr als verdoppeln.

Colocation-Rechenzentren in Deutschland decken bereits heute ihre Energie zu 88 % aus erneuerbaren Quellen. Dies verdeutlicht die Vorreiter- und Schlüsselrolle der Branche bei der Nutzung erneuerbarer Energien und der Umsetzung effizienzsteigernder Maßnahmen, welche als Vorbild für internationale Standards dienen.

Investitionen in Infrastrukturen
Weiterhin liefert die Studie detaillierte Einblicke in das dynamische Wachstum der Branche. Der wirtschaftliche Wert, den die Branche für das Bruttoinlandsprodukt generiert, wird bis 2029 auf 23 Milliarden Euro steigen. Neben der Schaffung von ca. 65.000 Arbeitsplätzen in Rechenzentren, werden signifikante Investitionen getätigt, die in lokale Wirtschaftskreisläufe fließen.

So steht die Entwicklung der Rechenzentrumsbranche im Kontrast zu den allgemein pessimistischen Konjunkturprognosen für die deutsche Wirtschaft. „Allein die Kapazitätsprognosen des Colocation-Marktsegements begründen Investitionen von über 24 Milliarden Euro über die kommenden fünf Jahre. Hinzu kommen die milliardenschweren, weit in das nächste Jahrzehnt reichenden Investitionsprogramme der Hyperscaler – die individuelle und äußerst kostspielige Serverinfrastruktur noch nicht eingerechnet. Damit positioniert sich Deutschland, trotz aller Herausforderungen, als ein führender Standort für die digitale Infrastruktur in Europa„, erläutert Peter Pohlschröder, stellvertretender GDA-Vorsitzender.

Politische Weitsicht gefordert
Neben dem wirtschaftlichen Impact legt die Studie besonderes Augenmerk auf die ökologischen Potenziale der Branche: 69 % der befragten Colocation-Unternehmen gaben an, dass sie Strom über ein oder mehrere Power Purchase Agreements (PPA) beziehen. Durch diese Stromkaufvereinbarung verpflichtet sich der Abnehmer über einen längeren Zeitraum Strom direkt von einem erneuerbaren Energieprojekt zu beziehen. Im Gegenzug erhält er einen reduzierten Strompreis. Durch PPAs engagiert sich die Rechenzentrumsbranche stark für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland – viele dieser Investitionen wären ohne die finanzielle Absicherung durch PPAs nicht realisierbar.

Durch die intelligente Nutzung der Abwärme können Rechenzentren zu einer signifikanten Reduktion des CO₂-Ausstoßes beitragen und gleichzeitig die Effizienz der Energieverwendung steigern. Dies ist ein wesentlicher Schritt, um den Zielen des Pariser Klimaschutzübereinkommen näher zu kommen und die Vision einer klimaneutralen Zukunft Realität werden zu lassen.

Innovationen und konstruktive Partnerschaften können maßgeblich zur kommunalen Wärmeplanung beitragen und somit einen signifikanten Beitrag zur Energiewende leisten. Zu diesem Zweck ruft die GDA zu einem verstärkten Dialog und einer intensiveren Zusammenarbeit aller Beteiligten auf. „Rechenzentren stehen bereit, ihre Abwärme abzugeben. Doch das erfordert Planungssicherheit und die konstruktive Zusammenarbeit von Kommunen, Gesetzgeber und Betreiber von Rechenzentren bei diesem komplexen Thema. Gelingt dies, können Rechenzentren maßgeblich zur Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung beitragen und damit die Energiewende im Wärmesektor unterstützen“, so Anna Klaft, GDA-Vorstandsvorsitzende.

Nur gemeinsam können die komplexen Herausforderungen laut des Reports bewältigt und die Potenziale der digitalen Infrastrukturen voll ausgeschöpft werden. Um die Grundlage für weiteres Wachstum und die Sicherung der Investitionen in die deutsche Infrastruktur zu gewährleisten, sind politische Initiative und ein tiefgreifendes Verständnis für die spezifischen Anforderungen der Branche essenziell.